China der Investoren: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Die kommunistisch-kapitalistische Volkswirtschaft ist auf Kurs, die USA noch bis Ende des Jahrzehnts als größte Volkswirtschaft der Welt abzulösen. Mit der im Vergleich zu den USA vierfachen Bevölkerung von 1,4 Mrd. hungrigen Menschen plus rasantem Wohlstandsaufbau pro Person ist das realistisch. Durch harte Arbeit und eine streng administrierte Republik hat China die westlichen Länder in vielen Technologien bereits überholt: 5G-Netzwerke, Elektroautos, soziale Netzwerke, Online-Bezahlung, Gaming, Livestreaming, Halbleiter, künstliche Intelligenz und natürlich Überwachungstechnik. Als globale Investoren müssen wir uns jetzt positionieren: Ist das Traum oder Realität? Nachhaltig oder eine Blasenökonomie? Ich bin seit 2016 regelmäßig mehrere Monate in China, habe dort in Peking als Student gelebt sowie studiert und vor Ort natürlich viele Unternehmen analysiert, Manager befragt und die Produkte alle selbst genutzt. Mit dieser China-Analyse will ich mehr fundiertes Chinaverständnis und -wissen für die deutsche Aktionärskultur bereitstellen. China der Investoren: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Die kommunistisch-kapitalistische Volkswirtschaft ist auf Kurs, die USA noch bis Ende des Jahrzehnts als größte Volkswirtschaft der Welt abzulösen. Mit der im Vergleich zu den USA vierfachen Bevölkerung von 1,4 Mrd. hungrigen Menschen plus rasantem Wohlstandsaufbau pro Person ist das realistisch. Durch harte Arbeit und eine streng administrierte Republik hat China die westlichen Länder in vielen Technologien bereits überholt: 5G-Netzwerke, Elektroautos, soziale Netzwerke, Online-Bezahlung, Gaming, Livestreaming, Halbleiter, künstliche Intelligenz und natürlich Überwachungstechnik. Als globale Investoren müssen wir uns jetzt positionieren: Ist das Traum oder Realität? Nachhaltig oder eine Blasenökonomie? Ich bin seit 2016 regelmäßig mehrere Monate in China, habe dort in Peking als Student gelebt sowie studiert und vor Ort natürlich viele Unternehmen analysiert, Manager befragt und die Produkte alle selbst genutzt. Mit dieser China-Analyse will ich mehr fundiertes Chinaverständnis und -wissen für die deutsche Aktionärskultur bereitstellen.
China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die chinesische Wirtschaft wächst seit 30 Jahren mit über 9,5 % pro Jahr, und auch 2020 wird sie mit 5,8 % erheblich schneller wachsen als jede andere große Volkswirtschaft: USA, Japan, Deutschland, England und Frankreich. Die chinesische Volkswirtschaft kombiniert Größe, Wachstum und Digitalisierung.
Wirtschaftswachstum von 6 % pro Jahr. China hat zahlreiche politische Maßnahmen wie die Belt-and-Road-Initiative entwickelt, um das 6 %-Wachstum auch die kommenden 20 Jahren zu sichern. Gleichzeitig werden Großkonzerne unterstützt, in das Umland zu expandieren. Softwareunternehmen und Zukunftsbranchen müssen keine oder kaum Steuern bezahlen. Es gibt eine schier endlose Liste an Wachstums- und Expansionsmaßnahmen der chinesischen Regierung, um Innovation und Technologie zu fördern. China weiß: Moderne Kriege werden an der Wirtschaftsfront gewonnen.
Politisches Risiko für Investoren. Per Gesetz dürfen Ausländer nicht direkt in China investieren. Man muss ein Joint Venture machen, also mit lokalen Chinesen zusammenarbeiten. Das gilt auch für Privatanleger. Daher können wir aktuell nur in Aktien investieren, die in Hongkong gelistet sind.
Singapur, Hongkong, Taiwan, Südkorea. Alle vier haben sich wirtschaftlich innerhalb von 50 Jahren von armen Dörfern zu weltweiten Metropolen hervorgearbeitet. Mit eigenen Börsenplätzen und eigener Marktwirtschaft. Auf die wichtigsten Aktien gehe ich kurz ein.
Kurzüberblick der China Aktienmarktanalyse
China-Aktien für Privatanleger von einem „Insider“
Mit dieser Marktstudie China möchte ich erstmals umfassend, wissenschaftlich und kompakt den chinesischen Wirtschaftsraum und Aktienmarkt zusammenfassen. Der Fokus liegt dabei auf Privatanlegern, Investoren und Unternehmer. Ich war seit 2016 knapp zwei Jahre an den unterschiedlichsten Orten in China: in den vier Metropolregionen Shenzhen, Beijing, Shanghai und Hongkong. Aber auch auf dem Land in Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern. Ich hatte in Beijing insgesamt drei Austauschsemester während meines Informatik- und Managementstudiums an der ETH Zürich und am Massachusetts Institute of Technology absolviert. Danach bin ich jedes Jahr mehrere Monate in das Land gereist, um Mandarin zu erlernen und Unternehmen zu analysieren. Manager von Tencent, Xiaomi, NIO und Alibaba habe ich beispielsweise vor Ort zu ihren Aktien befragt. In der Zeit habe ich mir ein ganz gutes Bild über diese fremde Volkswirtschaft gemacht. Einen unabhängigen Eindruck, den ich heute mit euch teilen möchte.
Bei AlleAktien geht es darum, die Aktionärskultur in Deutschland maßgeblich nach vorne zu bringen. Mehr deutsche Mitmenschen zu rationalen, langfristig-denkenden Investoren zu machen und sich an den besten Qualitätsunternehmen weltweit zu beteiligen.
Die sozialistische Marktwirtschaft der Volksrepublik China ist seit 2010 die zweitgrößte Wirtschaft der Welt (nach BIP). Die Wirtschaft Chinas ist über die letzten 30 Jahre, seit 1990, mit je 9,5 % pro Jahr gewachsen — das ist einmalig in der Geschichte der Menschheit. Millionen von Millionären wurden in China geschaffen, hunderte von Milliardären. China sitzt auf den größten Bodenschätzen an Kohle und Seltenen Erden der Welt, die für Elektronik- und Transistorbauteile essentiell sind. China hat mittlerweile auch die USA als weltweit größten Finanzplatz eingeholt: Der China-Bankensektor hat 40 Billionen USD in Verwaltung. China ist der größte Exporteur und zweitgrößte Importeur (nach den USA) der Welt.
Zu zahlreichen Technologiefirmen des Westens gibt es ein China-Äquivalent, das von einem viel größeren Markt profitieren kann: China hat 3,5x die US-Bevölkerung.
Mit 1,4 Milliarden Einwohnern hat China mehr Einwohner als Nordamerika (USA: 330 Mio., Kanada: 37 Mio.) und die EU (450 Mio.) zusammen. Und noch relevanter: Es gibt nur ein System. Eine konsequente Regierung. Während sich EU-Länder und USA gerne um Kleinigkeiten streiten. Daher: Bitte betrachtet alle China-Zahlen immer im relativen Vergleich zur eigenen Vergangenheit oder den westlichen Ländern. Viele Medien werben gerne mit riesigen Zahlen, wenngleich diese im chinesischen Kontext tatsächlich oft winzig sind.
In China gibt es 7 Städte mit mehr als 10 Mio. Einwohnern und 105 Städte mit mehr als 1 Mio. Einwohnern.
▲ Chinesische Flagge und Ausdruck des chinesischen Stolzes: Die Farbe rot vermittelt Glück und Wohlstand. Die Sterne stehen für Einigkeit der Nation.
Die Chinesen haben eine Geschichte, die mehr als 4.000 Jahre zurückgeht. Bereits 2000 vor Christus gab es die ersten Dörfer in der Region. Auf die lange Geschichte sind die Chinesen heute sehr stolz. Natürlich gab es damals noch kein „China“, sondern nur einzelne, unkoordinierte Dörfer. Trotzdem fanden sich dort alle Merkmale, die wir heute als Zivilisation anerkennen: Sie verwendeten Werkzeuge aus Keramik, bauten Reis an, hielten Haustiere und webten Kleidung aus Seide. Das ist faszinierend, weil gerade Seide und chinesische Keramik heute eher als Luxusgüter bekannt sind.
Chinas Geschichte ist vergleichsweise gut strukturiert. Die gesamte Historie ist in Dynastien aufgeteilt, üblicherweise unter einem militärischen Kaiser und dessen Nachkommen. Sind diese alle verstorben oder gestürzt worden, so gab es eine neue Dynastie. Zwischen den Dynastien gab es meistens einige Jahre oder Jahrzehnte ohne gemeinsamen Zusammenschluss.
Die erste Dynastie (Shang) war so groß wie Beijing und die umliegenden Städte. Die darauffolgenden Kaiser waren aber immer mächtiger und einflussreicher als jene zuvor. Militärisch wurde das Herrschaftsgebiet immer mehr erweitert, bis die heutigen Grenzen Chinas entstanden sind.
Das Hauptproblem der frühen Dynastien war, dass sie immer wieder von „Barbaren“ und anderen wandernden Völkern angegriffen und geplündert wurden. Das machte es unglaublich schwierig, wirtschaftlich und wissenschaftlich voranzukommen. Im Vergleich mit der heutigen Zeit war der menschliche Fortschritt damals unglaublich langsam.
▲ Die Han Dynastie galt als das erste goldene Zeitalter Chinas und hat erstmal ein „Kaiserreich China“ erschaffen, das an das heutige China erinnert.
Die Han-Dynastie war die erste richtige erfolgreiche Dynastie, die China bis heute am stärksten prägt. Der Kaiser hat die Steuern extrem gesenkt und das gesamte Land privatisiert. Das hat die Wirtschaft so stark angekurbelt, dass ein goldenes Zeitalter ausbrach: Wissenschaft und Militär waren die Besten der Welt. Das Kaiserreich hat sich geographisch in wenigen Jahrzehnten vervielfacht.
Aber dann gab es ein Problem: Durch die mittlerweile riesigen Distanzen innerhalb des Landes und langsame Kommunikation (Internet gab es noch nicht) zerstritten sich die einzelnen Provinzen immer wieder. Jeder hat das gemacht, was er selbst für das Beste und Wichtigste hielt. Die Provinzen waren so erfolgreich, dass sie eigene Armeen aufgebaut haben. Die politischen Machtkämpfe haben auch die Bevölkerung stark eingeschränkt und verunsichert, was zu heftigen Bürgerkriegen und einem Erliegen der Wirtschaft führte. Letztendlich sind das politische System und die Dynastie damit gescheitert.
Wissenschaftlich, militärisch und technologisch war China in diesen 1.000 Jahren der westlichen Welt komplett überlegen. Manche Entdeckungen wurden in Europa erst mehrere hundert Jahre nach China gemacht. Papierherstellung, Buchdruck, Gusseisen, Schwarzpulver. Das „sinozentrische“ Weltbild entstand hier: Die Welt dreht sich nur um China.
In dieser Zeit wurde auch die Große Mauer in der heutigen Form errichtet, um sich von den einfallenden Mongolen-Angriffen zu schützen. Zum Ende hin gab es wieder etliche innere Machtkämpfe und Proteste, wodurch sich der Fortschritt nochmals deutlich verlangsamte. Die Regierung wurde gestürzt und viele Jahrzehnte wurden mit Kriegen gefüllt.
Meiner Erfahrung nach ist das immer noch die größte Angst von Chinas Führung: Kritik an der Politik und Bürgerkriege könnten das Land wie bereits mehrfach in der Vergangenheit wirtschaftlich wieder Jahrhunderte in die Vergangenheit befördern. Genau das soll mit dem „Tabu an der Politik“ und Zensur jetzt nicht noch einmal passieren. Man will unbedingt einen internen Putsch oder irrationale interne Streitigkeiten vermeiden. Daher will man auch keine „irrationale und populistische US-Demokratie“, wie sie in China dargestellt wird.
Europa und vor allem England holen wirtschaftlich und wissenschaftlich immer mehr auf. England, Portugal und Spanien schlagen an der Küste auf und wollen handeln. Schnell wird klar: Die europäischen Länder wollen viel mehr aus China exportieren, als sie einliefern wollen. Der Bedarf an Tee und Porzellan ist in Europa unglaublich hoch.
China wird wie eine Kolonie behandelt: Alle wertvollen Ressourcen kommen nach Europa — wenn es sein muss, militärisch. Das führte dazu, dass England ein enormes Handelsdefizit hatte und viel zu viel Geld aus England herausfloss.
Also kamen die Engländer auf folgende Idee: Sie führen ein eigentlich wertloses, aber extrem teures Produkt in China ein: Opium. Auch bekannt als Heroin. Opium wird aus dem Milchsaft von Mohngewächsen hergestellt und macht stark abhängig. Weil England allerdings militärisch in den letzten Jahrhunderten stark aufgeholt hatte, konnte sich China nicht mit einem „Importstopp“ oder ähnliches dagegen wehren.
Die Volksrepublik China ist das Land, das wir heute einschlägig unter „China“ kennen. Mao Zedong hat die „Kommunistische Partei Chinas“ gegründet und die alte Regierung gestürzt. Die Anhänger der alten Regierung (Republic of China) haben sich auf eine Insel zurückgezogen, sie ist heute unter dem Namen Taiwan bekannt.
Die Volksrepublik China behauptet vehement, dass Taiwan und Hongkong weiterhin Teil der Volksrepublik sind. Die beiden Länder streiten das mehr (Taiwan) oder weniger (Hongkong) offen ab.
Unter Präsident Deng Xiaoping hat sich China ab den 1970er Jahren enorm nach außen geöffnet. Freie Marktwirtschaft und Kapitalismus statt Planwirtschaft. Dafür ist er in China und auch außerhalb Chinas relativ beliebt geworden. Er nennt es: Sozialismus mit chinesischen Zügen (socialism with Chinese characteristics). Er erlaubte es ausländischen Investoren, in China zu investieren und senkte die Steuern. Dadurch wurde China in wenigen Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Ländern der Welt.
Staatsunternehmen. Staatsunternehmen haben einen erheblichen wirtschaftlichen Einfluss. Mehr als 40 % des Bruttoinlandsproduktes und 60 % der Arbeitnehmer sind von Staatsunternehmen zu verantworten. Das liegt vor allem an den einflussreichen Banken und Immobilienfirmen, die in schnell wachsenden (Schwellen-)Ländern besonders profitieren.
Wachstum. Mit 1,4 Mrd. Menschen und einem Bruttoinlandsprodukt von 14 Bio. USD ist China nach Amerika (21 Bio. USD) die zweitgrößte Wirtschaft der Welt. Noch wichtiger: China ist die am schnellsten wachsende Großwirtschaft der Welt, mit einem durchschnittlichen Wachstum von ca. 9,5 % seit 1990. Zumindest wenn man den chinesischen Zahlen trauen darf.
Überschätzte Wachstumszahlen. Die meisten Experten schätzen, dass das tatsächliche Wachstum eher bei 5-7 % liegt, womit China immer noch Wachstumsmeister unter den 10 größten Volkswirtschaften wäre. In der Vergangenheit gab es einige Fälle, bei der einzelne Kantone (ähnlich wie Bundesländer) ihr Wachstum und ihre eigenen Einnahmen um 20 – 50 % zu hoch angaben. Der für die Wirtschaft verantwortliche Premierminister Li Keqiang behauptete in einer geheimen Akte, dass er selbst die Zahlen nur als „ganz, ganz groben Richtwert“ sehen würde. Das stimmt, denn die Zahlen unterliegen auch in Deutschland einer starken Messungenauigkeit und Schattenwirtschaft (besonders im Einzelhandel, Restaurants und bei Geschäften, die „aus Prinzip“ nur Bargeld annehmen). Ihr wisst, was ich meine.
Politik und Wirtschaft sind unzertrennlich verbunden. Alle Firmen und Ressourcen (Immobilien) sind fest in der Hand der Regierung. Entweder über eine Eigenkapitalbeteiligung oder via Lizenzen. Immobilien werden von der Regierung an die Bürger in jeweils 80-jährigen Pachtverträgen vergeben. Man kann nach dem Erwerb einer Immobilie diese aber an andere Mitbürger beliebig weiterverkaufen. Nach 80 Jahren kauft die Regierung die Immobilie auch zurück (es findet also keine Enteignung ohne Gegenwert statt).
Regierungsbeteiligungen werden in Amerika und Deutschland oft als negativ gesehen, in China sind sie ein positives Zeichen von Vertrauen und Seriosität. Jeder will für oder mit der Regierung arbeiten, und die besten Studenten des Landes wollen nicht bei Google oder Facebook arbeiten, sondern bei der Regierung. Durch dieses positive Image und gute Bezahlung arbeiten die cleversten Leute bei der Regierung.
Internet und Zensur existieren, um den Staat zu schützen. Internet und Medien werden zensiert gegenüber allem, was der Partei oder dem Land schaden könnte. Der Grund: um die Stabilität des Landes zu gewährleisten. So wird es kommuniziert. In Deutschland ist es übrigens genauso: Nationalsozialistische und generell „demokratie- oder parteifeindliche“ Inhalte sind in Deutschland ebenfalls verboten und werden streng bestraft. Eine Meinungs-, Regierungsform- oder Parteifreiheit gibt es auch in Deutschland nicht vollständig.
Der Gedanke dahinter ist jeweils gleich: das aktuelle System stabil zu halten. Für Chinas Wirtschaft bedeutet dies, dass ausländische Webseiten blockiert werden, die ungewollte Informationen von außen in das Land hineinbringen könnten: Google/Gmail, Facebook/Instagram/WhatsApp, Youtube, Twitter, GitHub, alle Zeitungen, Dropbox, Slack, Xing, Quora, Reddit, … Auffallend ist, dass v.a. englischsprachige Seiten geblockt sind. Handelsblatt, Zeit.de oder Le Monde (französische Zeitung) funktionieren. Vor einer Reise nach China sollte man sich deshalb einen VPN (Virtual Private Network) kaufen, also eine App oder Software, die eine Verbindung ins Ausland ermöglicht.
Abgeschlossenheit Chinas. China ist einzigartig: Sie können es sich erlauben, Google/Facebook/Amazon komplett auszuschließen, und trotzdem am längeren Hebel zu sitzen. Der Grund: 1,4 Mrd. Menschen, die einer „winzigen“ Mannschaft von nur 400 Mio. (USA) gegenüberstehen. Alles, woran Google und Facebook gerade arbeiten, hat weniger Einfluss, als wenn sie endlich in den chinesischen Markt eindringen könnten. Aber auch dieser ist mittlerweile gesättigt: WeChat/Tencent, Alibaba, Baidu, JD.com, etc. haben ihre Monopole bereits installiert. Fast alle chinesischen Plattformen wie z.B. WeChat können im Gegensatz zu Facebook/WhatsApp/Instagram weltweit genutzt werden, während Facebook per se 20 % der Weltbevölkerung nicht erreichen wird. Meine komplette Analyse zu Tencent ist übrigens auch auf AlleAktien.de.
Viele Firmen in Staatshand. In China sind die meisten großen Firmen im Komplett- oder Teilbesitz der Regierung. Dort, wo sie nicht am Eigenkapital beteiligt sind, dort müssen Lizenzen erworben werden. Jeder Autobauer braucht zahlreiche Lizenzen von der Regierung, bevor er produzieren möchte. Gerade der Banken-, Energie- und Rohstoffsektor sind fest im Besitz des Staates. In China sehe ich im Gegensatz zu Deutschland und Amerika eine enge Beziehung zum Staat als sehr positiv. Auch Alibaba und Tencent wären ohne großzügige Unterstützung vom Staat nicht da, wo sie jetzt wären.
Der Staat in China besitzt alles. 100 % aller „Dinge“ in China gehören zumindest rein theoretisch dem Staat: alle Unternehmen, alle Immobilien, das ganze Kapital und die ganze Arbeitskraft. Dies wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter aufgelockert und die meisten Firmen/Immobilien/Arbeitskräfte werden genauso am freien Markt gehandelt wie auch in Amerika. Wenn der Staat „enteignet“, bekommt man immer einen relativ fairen Marktpreis (PS: Ja, er ist wirklich ziemlich fair. Oft auch mehrere Mio. EUR, wenn man eine Immobilie an einem guten Standort hat, den der Staat braucht). Die Bürger haben hundertprozentig das Gefühl, dass sie die eigenen Immobilien/Firmen/… alleinig besitzen. Das halte ich für sehr gut. Es entsteht in keiner Weise ein Gefühl von „mir ist sowieso alles egal, was mit dem Haus/den Firmen/den Wertgegenständen/… passiert, weil es ja nicht meines ist, sondern uns allen gehört.“ Der Staat allokiert zu einem gewissen Grad, wohin das Kapital fließt. Es ist eine Mischung aus Planwirtschaft und Marktwirtschaft, die jedoch in den letzten 45 Jahren sehr, sehr gut funktioniert hat. In China wurde von Mao Zedong 100 % Planwirtschaft betrieben, was fast 50 Mio. Menschenleben gekostet hat, die verhungert sind. Dieses Ereignis ist noch so klar in den Köpfen der Bevölkerung, dass die Marktwirtschaft eindeutig mit Vorteilen erkannt und immer mehr gelebt wurde.
Der Staat in China überwacht alles. In China hat im Gegensatz zu Deutschland und Amerika niemand ein Problem mit der Überwachung. Kameras, Routine-Ausweiskontrollen an Hotels/U-Bahn/Bussen sind ganz normal. Mittlerweile bekommen Chinesen auch einen „Score“, wie gut sie sich verhalten haben. Manchen sehr vereinzelten Chinesen wurde bereits der Flug verboten, weil die Bewertung zu schlecht war. Insgesamt beobachte ich zwar auch Chinesen, die immer wieder überrascht sind, was der Staat alles von ihnen weiß. Jedoch führt das eher zu einem „wow, cool“ und einem Lacher, als dass es als ein Problem gesehen wird. Bewunderung für den Staat.
China hat eine starke Arbeitsmoral: Hartes Arbeiten, ständige Weiterbildung und der Aufbau von Wohlstand sind der Grundpfeiler der sozialistischen Kernwerte Chinas. Die Familie steht im Mittelpunkt. Und der Wohlstand der Familie. Für Kinder werden ohne zu zögern 100.000e EUR ausgegeben. Sie werden an US-Eliteunis geschickt. Auch in Amerika herrscht eine starke Kultur des Arbeitens. Man will sich ständig verbessern. Das finde ich sehr positiv.
China ist kapitalistisch und liberal: Aus meiner Sicht ist China eines der kapitalistischsten Länder der Welt. Jeder versucht, seinen Wohlstand zu mehren. Geschäftspartner findet man leicht, wenn man einen Mehrwert bietet. Obwohl der Staat eingreifen kann, tut er dies im operativen Geschäft sehr, sehr selten. Unternehmen können sehr frei handeln, solange sie nicht gegen die Volkspartei hetzen. Zum Beispiel: Wer ein Restaurant aufmachen will, kann das in wenigen Tagen und ohne Kapital machen. Er braucht keine Sicherheitsvorschriften, Gesundheitsvorschriften, Herkunftsbezeichnungen, Sauberkeitsrichtlinien, Brandschutz, Toiletten, Ruhezeiten, Freiflächen, Raucherzonen, Alkohollizenz und was es noch für intelligente Dinge in Deutschland gibt, einhalten. In Deutschland ist dies ein langwieriger und kapitalintensiver Prozess, der geringen Mehrwert schafft und hunderte Beamtenjobs blockiert, die anderswo mehr Mehrwert schaffen könnten. Ich sehe das in China daher als sehr positiv. Wem es nicht schmeckt oder wer Durchfall vom Essen bekommt, der kommt sowieso nicht wieder Es spricht sich schnell herum. Online-Bewertungen werden negativ und das Restaurant ist nach wenigen Wochen pleite. Der Markt regelt sich selbst. Ich denke, beide Länder sind hier Extreme und wahrscheinlich ist etwas in der Mitte das Richtige.
Zu vielen westlichen Technologie-Firmen gibt es Pendants in China.
Amazon Retail, AWS, eBay, PayPal
Facebook, WhatsApp, Instagram, Square Cash
eCommerce für hochqualitative Produkte
Bestell-App für Essen, Tickets und vieles weitere
Welche Industrien dominieren noch in China? Die Antwort: eindeutig Banken und Immobiliengesellschaften. Beides aufgebaut auf dem Immobilien-Boom der letzten 30 Jahre. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bankensektor in China mittlerweile der größte der Welt ist. Die Banken in keinem anderen Land verwalten mehr Vermögen. ICBC ist, gemessen an der Bilanzsumme, die größte Bank der Welt.
Obwohl dieser Sektor sehr groß ist, bin ich hier persönlich sehr vorsichtig. Der Bankensektor in China ist eng gekoppelt mit den Immobilienpreisen, Immobilienschulden und dem Export (siehe China-USA Handelskrieg). Für mich sind das alles Risiken, die man kaum quantifizierbar oder verlässlich abschätzen kann. Deshalb halte ich mich vorerst von diesem Sektor fern.
Zwei Banken, die ich für besonders solide halte, sind J.P. Morgan und Development Bank of Singapore. Wer sich für die Finanzbranche interessiert: Beide Banken haben wir im Detail analysiert.
China ist in meinen Augen der sehr, sehr, sehr klare Führer, was Elektromobilität anbelangt. In keinem anderen Land werden mehr Elektro-Fahrzeuge produziert und genutzt. Die Straßen sind voll von Elektro-Scootern und E-Autos. Das habe ich noch in keinem anderen Land gesehen. In Südchina (z.B. in Shenzhen und Guangzhou) fahren fast alle Taxis und Busse rein elektrisch. Und viele sind von BYD.
Die drei bekanntesten Hersteller sind BYD, Geely und NIO. BYD und Geely sind Tesla um fast ein Jahrzehnt voraus. Produzieren jährlich über 500.000 Autos. Und das schon seit 2013, also seit bereits über 6 Jahren. Tesla hat das Gleiche für 2017 angekündigt (schafften nur ca. 100.000) und erreicht es vermutlich erst 2020/2021. BYD und Geely stellen Autos in allen Preisklassen her, NIO nur im Premiumsegment (Neupreis ab 70.000 EUR).
Ich bin ein BYD-Fan. In den Taxis sitzt man sehr gemütlich, die Beschleunigung begeistert und alles fühlt sich sehr modern an.
Chinesen lieben Immobilien als „sichere“ Geldanlage. „Immobilien haben noch nie an Wert verloren“. Ein Satz, den man in Amerika um 2008 ständig gehört hat. Den gleichen Satz hört man auch in China ständig, denn es stimmt: In den letzten 60 Jahren sind die Immobilienpreise nur nach oben gegangen. In einigen Städten in China sind Blasen mit Preiseinbrüchen von mehr als 50 % geplatzt, aber das wird zensiert. Kaum jemand bekommt das mit. Beteiligte dürfen nicht darüber sprechen. Chinesen investieren ihr Erspartes, wenn möglich, immer in Immobilien. Das ist kulturell veranlagt und hat mit der 5.000-jährigen Geschichte Chinas zu tun. Ein Mann muss erst sein eigenes Haus besitzen, bevor er heiraten darf (so war es historisch). Aktien werden als Spekulation angesehen, wie im Casino.
In Erstliga-Städten (Beijing, Shanghai, Guangzhou, Shenzhen) gab es bisher noch keine Preisrückgänge, aber auch deutlich abflachende Renditen, bezogen auf die Preissteigerungen. Die Renditen, bezogen auf die Mieteinnahmen, liegen bei unter 1 %.
Aktien werden weitgehend als Spekulation erachtet, mit folgender Begründung: Unternehmen können Bankrott gehen, Immobilien/Land haben immer einen Wert. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Firmen mit gefälschten Bilanzen, die an der Shanghai Stock Exchange gelistet waren. Deshalb hat die Börse Shanghai einen entsprechenden Ruf. Unternehmen versuchen besser, direkt in Hongkong oder im Ausland gelistet zu werden. Mehr dazu im Kapitel „An welcher Börse kaufen?“.
Zahlreiche Immobilienentwickler, private und staatliche, sind öffentlich handelbar. Wer gegen den chinesischen Immobilienmarkt wetten möchte, für den ist eine Short-Position bei diesen Firmen empfehlenswert. Es gibt kaum eine einfachere Möglichkeit, um gegen diesen Markt zu wetten. Die Risiken einer Immobilienblase sind aber bei diesen Unternehmen bereits (aus meiner Sicht) gut eingepreist, weshalb die Immobilienentwickler bereits zu sehr geringen KGVs bewertet sind.
Diese vier Immobilienaktien besitzen und bauen Immobilien. Das Problem, wie immer in der Baubranche: Diese Unternehmen haben auch gigantische Schulden in der Bilanz.
Seit 2016 sind bereits zahlreiche Immobilienprojekte am „Zielverkaufspreis“ gescheitert. Die Apartments wurden erfolgreich gebaut, konnten aber nur mit 50-60 % des erhofften Verkaufspreises weiterverkauft werden. Zu ähnlich drastischen Preisrückgängen kam es auch bereits in einigen mittelgroßen Städten Chinas (500.000 bis 2 Millionen Einwohner), in denen alle Immobilienpreise drastisch um über 30 % zurückgingen. Die Regierung versucht dies zu vertuschen, bzw. nichts davon darf in den Medien berichtet werden. Mehr dazu im vorigen Kapitel „Eigenschaften und Eigenheiten der Volkswirtschaft China“.
Industrial and Commercial Bank of China
China Merchants Bank CNE000001B33
Agricultural Bank of China CNE100000RJ0
China Life Insurance CNE000001Q93
Bank of China CNE000001N05
Integrated Oil and Gas Exploration and Production
Integrated Oil and Gas Exploration and Production
Jiangsu Hengrui Medicine CNE0000014W7
China Yangtze Power CNE000001G87
Postal Savings Bank of China CNE100003PZ4
Gree Electric Appliances CNE0000001D4
Shenzhen Mindray Bio-Medical Electronics CNE100003G67
China Tourism Group Duty Free CNE100000G29
Yihai Kerry Arawana CNE1000048D3
Luxshare Precision Industry CNE100000TP3
S.F. Holding CNE100000L63
China Pacific Insurance CNE1000008M8
Bank of Communications CNE1000000S2
Shanghai Pudong Development Bank CNE0000011B7
Beijing-Shanghai High-Speed Railway CNE100003RV9
Anhui Conch Cement CNE0000019V8
Wanhua Chemical Group CNE0000016J9
Chemical, Plastic and Rubber Materials
Aier Eye Hospital Group CNE100000GR6
Inner Mongolia Yili CNE000000JP5
China State Construction Engineering CNE100000F46
Semiconductor Manufacturing International KYG8020E1199
Shanxi Xinghuacun Fen Wine Factory CNE000000DH5
East Money Information CNE100000MD4
China CITIC Bank CNE1000000R4
Bank of Ningbo CNE1000005P7
China Minsheng Banking CNE0000015Y0
Great Wall Motor CNE1000018V8
China Everbright Bank CNE100000SL4
Zijin Mining Group CNE100000B24
China International Capital CNE1000048J0
Poly Developments & Holdings Group CNE000001ND1
New Oriental Education & Technology Group
Chongqing Zhifei Biological CNE100000V20
Haier Smart Home CNE000000CG9
Chemical, Plastic and Rubber Materials
China Evergrande Group KYG2119W1069
Chemical, Plastic and Rubber Materials
China Evergrande New Energy Vehicle Group HK0000264595
China Merchants Securities CNE100000HK9
Henan Shuanghui Investment & Development CNE000000XM3
Shanghai International Airport CNE000000V89
Guotai Junan Securities CNE1000022F3
China United Network Communications CNE000001CS2
Sunny Optical Technology KYG8586D1097
Baoshan Iron & Steel CNE0000015R4
Shenzhen Inovance Technology CNE100000V46
Beijing Kingsoft Office Software CNE100003PM2
Yonyou Network Technology CNE0000017Y6
Changchun High & New Technology Industry CNE0000007J8
Es gibt drei wichtige Börsenplätze für Investoren:
Die einfachste Möglichkeit, in chinesische Aktien zu investieren, ist an der New York Stock Exchange (NYSE) über ein sogenanntes ADR Zertifikat. Chinesische Firmen lassen sich so international an einer Börse listen, um einfach handelbar zu werden. Ein ADR ist dabei nicht selbst eine Aktie, sondern verbrieft das Recht auf eine Aktie. ADRs sind sehr etabliert und wurden in Amerika erfunden, um auch ausländischen Firmen eine Listung in Amerika zu ermöglichen. Sie werden besonders streng von der US-Börsenaufsicht (SEC) überwacht. Auch Credit Suisse, UBS, Deutsche Bank und viele weitere etablierte Firmen sind nach diesem System an US-Börsen gelistet. Betrug oder Fälschungen sind eine Rarität. Alibaba und Tencent sind hier gelistet.
In China ist es Ausländern nicht erlaubt, Aktien von Firmen bestimmter Industrien zu halten. Internet ist eine der für Ausländer verbotenen Industrien. Hauptgrund dafür ist, dass China die landesinnere Zensur unter Kontrolle haben und auch jeden veröffentlichten Inhalt potentiell zensieren können muss. Auf eine bestimmte Art und Weise werden ausländische Investoren durch diese Regelung sogar „geschützt“. Neben Alibaba gibt es noch 11 weitere chinesische Tech-Firmen, die ebenfalls ADRs benutzen und an der NYSE gelistet sind, z.B. Baidu und JD. Die Regierung Chinas will die Kontrolle über die eigenen Firmen behalten, versteht jedoch auch, dass sie ausländisches Kapital zum Wachsen benötigen.
Die HKSE (Hong Kong Stock Exchange) ist die mit Abstand am schnellsten wachsende Börse der Welt. Öffentliche Firmen sind in Hongkong ähnlich wie in Amerika und Deutschland sehr streng reguliert, Betrug oder Fälschungen sind eine extreme Rarität. Alle Firmen werden sowohl von der Regierung als auch von unabhängigen und weltweit anerkannten Bilanzprüfern (PwC, KPMG, …) jährlich begutachtet. Tencent, PetroChina, China Mobile, Ping An und sehr viele chinesische Banken sind hier gelistet.
In China gibt es zwei Börsen: Shanghai und Shenzhen. Shanghai ist die viertgrößte Börse der Welt. Im Gegensatz zur Börse Hongkong öffnen sich diese beiden Börsen noch nicht für ausländische Investoren. Es ist extrem schwierig, als Ausländer direkt in dort gelistete Firmen zu investieren. Der Staat greift regelmäßig ein, listet kurzfristig neue Firmen und bereits gelistete Firmen verschwinden nach mehreren Wochen ohne Kommentar. Der Markt ist außerdem streng von der Regierung limitiert, was das Handelsvolumen und Schwankungen anbelangt. Auch in jüngsten Jahren kam es hier immer wieder zu Vorfällen von „stark optimierten“ Bilanzen. Ich würde (auch wenn ich es könnte) nicht an diesen Börsen direkt investieren. Mir ist es wichtig, dass die veröffentlichten Daten vollkommen korrekt sind und die Regierung so beliebig eingreifen kann.
In China ist die Quellensteuer-Situation für Privatanleger recht komplex. Das Bundeszentralamt für Steuern gibt an, dass entweder 0 oder 20 % Steuern anfallen und davon bis zu 10 % angerechnet werden können. In der Praxis gibt es leider keine eindeutige Regel, wie viel Steuern auf die Dividende ausfallen und in welcher Höhe die Anrechnung möglich ist. Bei Brokern wie der Comdirect sind Quellensteuern aus China anscheinend nicht mehr anrechenbar und können stattdessen vom Aktionär persönlich in China zurückgefordert werden. Leider sind solche Verfahren extrem aufwendig und lohnen sich erst ab mehreren hundert Euro Steuerabzug.
Die meisten Leute berichten von 10 % Steuerabzug und 0 % Anrechenbarkeit. Die Besteuerung sieht bei 100 EUR Dividende dann folgendermaßen aus (Kirchensteuer kommt bei Kirchenmitgliedern hinzu):
Das heißt, eine chinesische Dividende ist in der Regel steuerlich ungünstiger als Dividenden aus Deutschland.
Anders sieht es aus bei Unternehmen mit Sitz in Hongkong oder Macau. Diese Länder haben keine Quellensteuer. Es gibt auch einige chinesische Unternehmen, die über einen Sitz auf den Bermudas oder Cayman Inseln operieren. Diese Unternehmen erkennt man an der ISIN, die entweder mit „BM“ oder „KY“ beginnt. Hier beträgt die Quellensteuer ebenfalls 0 %.
Für deutsche Dividendeninvestoren eine gute Wahl: Bei deutschen Aktien würde man den gleichen Steuersatz bezahlen.
Die 300 wertvollsten Aktien aus China, die an den Börsen Shenzhen und Shanghai gelistet sind. Hong Kong ist hier ausgeschlossen. Gewichtet nach Marktkapitalisierung.
Die wertvollsten Aktien aus dem CSI300 Index:
Kweichow Moutai Co Ltd CNE0000018R8
Ping An Insurance (Group) Company of China Ltd CNE1000003X6
China Merchants Bank Co Ltd CNE1000002M1
#6 größte Bank nach Bilanzsumme in China
Wuliangye Yibin Co Ltd CNE000000VQ8
Hersteller von alkoholischen Getränken
Midea Group CO., LTD CNE100001QQ5
Jiangsu Hengrui Medicine Co Ltd CNE0000014W7
Bank mit Fokus auf Firmenkunden
China Tourism Group Duty Free Corporation Limited CNE100000G29
Longi Green Energy Technology Co., Ltd. CNE100001FR6
Hersteller von Photovoltaik und Solaranlagen
Gree Electric Appliances,Inc. of Zhuhai CNE0000001D4
Die 50 wertvollsten Aktien, die an der Hong Kong Stock Exchange (HKEX) gelistet sind. Gewichtet nach Marktkapitalisierung.
Die wertvollsten Aktien aus dem Hang Seng Index:
Holdinggesellschaft mit Fokus auf soziale Medien (WeChat) und der Gaming Industrie
China Construction Bank CNE1000002H1
Bank, die auf Infrastruktur Projekte spezialisiert ist
Ping An Insurance CNE1000003X6
Website für Lieferservices, Konsumgüter und Einzelhandelsdienstleistungen
Eine der größten Banken und weltweit in über 80 Ländern vertreten
Hersteller von Smartphones und anderen elektrischen Geräten
Betreiber von Handelsplätzen für Wertpapiere und Derivate
#1 Einzelhändler der Welt, gemessen am Handelsvolumen
Industrial and Commercial Bank of China CNE1000003G1
Bank mit Fokus auf Geschäftskunden
Die 50 wertvollsten Aktien, die an der Taiwan Stock Exchange gelistet sind. Gewichtet nach Marktkapitalisierung.
Die wertvollsten Aktien aus dem TSEC50 Index:
#1 unabhängiger Auftragsfertiger für Halbleiterprodukte
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Die Gemeinsamkeiten dieser vier Länder sind in einem Satz zu erklären. Sie haben die liberalen Grundzüge des Kapitalismus durch-und-durch aufgenommen und gelebt: wenig Staat und Regulierung, viel persönliche Selbstbestimmung. Bei jedem Land sind der Hintergrund und die Geschichte leicht anders, die Methodik und das Resultat jedoch sehr ähnlich. Alle Länder sind Freihandelszonen (ohne Einfuhr- oder Ausfuhrzölle) und die totale Steuerlast ist extrem gering. Viele Steuern, die es in Deutschland gibt, gibt es in diesen Ländern überhaupt nicht: Mehrwertsteuer, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Kapitalertragssteuer, Steuern auf Dividenden. Und die restlichen Steuern sind ebenfalls sehr, sehr niedrig (Die Einkommenssteuer bei einem Einkommen von 100.000 EUR liegt unter 10 %).
Die Selbstbestimmung wird groß geschrieben
Kaum öffentliche Firmen existieren (im enormen Gegensatz zur Volkswirtschaft China), alles ist in privater Hand. Jeder kann selbst entscheiden, ob er für das Alter vorsorgt, sich versichern möchte (Gesundheits-, Lebens-, Unfall-, Krankenversicherung), welche Kindergärten und welche Universitäten er besuchen möchte. Jeder bezahlt nur für das, was er auch tatsächlich braucht. All das kostet natürlich Geld, aber wenn man die Gesamtbesteuerung (inkl. Einkommen-, Kapital- und Mehrwertsteuer in Deutschland) von 70 % auf 10 % reduziert, wird vieles in wenigen Jahren erschwinglich, auch wenn Bildung und Versicherung tatsächlich mehrere 10.000 EUR kosten würden. Das System funktioniert sehr gut, wie man sieht.
Große Beratungsunternehmen wie McKinsey&Company beraten täglich auch Regierungen und Parteien, arbeiten Partei- und Steuerprogramme aus. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass diese vier Länder als ständiges Vorführmodell gesehen werden. Führende Politiker und Landesoberhäupter fragen immer: Wie haben die es in so wenigen Jahren nur geschafft, so schnell so erfolgreich zu werden? Das Gleiche möchte ich mit meiner Nation machen.
Im folgenden Kapitel möchte ich nur ganz kurz auf diese vier asiatischen Tiger eingehen (亚洲四小龙, wortwörtlich: 4 asiatische Drachen — nicht Tiger :)). Taiwan und Hongkong werden von China immer noch als „Teil des eigenen Landes“ beansprucht. Die Regierungen von Taiwan und Hongkong jedoch behaupten, sie sind eigene Länder, was auch eher der Realität entspricht: eigene Steuersysteme, eigene Gesetze, eigene Rechtslage. Die Volksrepublik China nennt das: ein Land, zwei Systeme.
Singapur und Hongkong haben sich auf Finanzdienstleistungen spezialisiert: Banken, Vermögensverwalter und Versicherungen.
Taiwan und Südkorea haben sich auf die Produktion von Elektronik-Bauteilen spezialisiert: Prozessor-Chips, Smartphones, Laptops, Elektrogeräte.
Hongkong ist eine ehemalige chinesische Kolonie, die von den Briten besetzt wurde. China hat Großbritannien das Land für 99 Jahre verpachtet. Großbritannien hat sich gedacht: Nach 99 Jahren haben die es sicher vergessen, wir bauen diese Kolonie als unsere eigene auf. China hat es nicht vergessen, sie wollten ihr Stück Land zurück. Die Bevölkerung von Hongkong wurde befragt und hat entschieden: Wir wollen keines von beidem. Wir wollen ein eigenes Land sein.
China behauptet weiterhin fest, Hongkong sei Teil von China. Auch die chinesische Bevölkerung ist fest davon überzeugt: Hongkong ist eine Provinz von China — so steht es ja in den Medien. Hongkonger sehen das ganz anders. Chinesen brauchen ein Spezial-Visum und einen triftigen Grund (Beantragung dauert mehrere Wochen), wenn sie nach Hongkong für nur einen Tag gehen wollen. Ich brauche keines, kann mich bis zu 6 Monate ohne Visum dort aufhalten und bin Deutscher.
Hongkongs Wachstum ist getrieben durch den Aufstieg Chinas zum Export-Weltmeister. Waren wurden anfangs ausschließlich via Hongkong verschifft. Hongkong gilt als „Tor zum Westen“ bzw. „Tor zum Osten“. Als zentraler Knotenpunkt, der China und Amerika/Europa verbindet. Bis zum Jahr 2000 wurden 50 % aller China-Exporte über den Hafen von Hongkong versendet. China hat diese Machtbündelung erkannt und seitdem eigene Häfen weiter ausgebaut, damit Hongkong an Bedeutung und Macht verliert. 2019 werden „nur“ noch knapp 10 % aller China-Exporte via Hongkong versendet.
Hongkong ist der beste und oft einzige Weg, um Kapital von außen in China zu investieren und auch, um sein Kapital aus China wieder heraus zu bekommen. Beides ist nicht ohne Weiteres möglich, auch nicht für Chinesen. Die Regierung hat deshalb ein Gesetz verabschiedet: Jeder Chinese darf pro Jahr maximal 50.000 USD aus dem Land schaffen. Gebildete Chinesen wissen, dass alle Firmen und Immobilien dem Staat gehören. Aller Besitz nur „geliehen“ ist. Banken in Hongkong, die Chinesen „wie auch immer“ dabei helfen, ihr Geld aus dem Land zu schaffen, verdienen hier exzellente Margen, die sie selbst festlegen können. Ich behaupte, China hat Bitcoin nicht umsonst so schnell komplett verboten und alle Bitcoin-Webseiten blocken lassen.
Der Aktienmarkt in Hongkong gilt als extrem von China abhängig, die Kurse haben eine hohe Korrelation mit der wirtschaftlichen Gesundheit von China. Viele Firmen mit Hauptsitz in China sind trotzdem in Hongkong gelistet, um Anlegern genau diese Sicherheit zu geben, obwohl sie in Hongkong keinen Umsatz erwirtschaften. Der Aktienmarkt in Hongkong gilt als sehr streng kontrolliert und reguliert, was in meinen Augen bei chinesischen Firmen sehr notwendig und gut ist. Die gelisteten Firmen müssen von namhaften Buchhaltungsfirmen geprüft werden (KPMG, PwC, …), wie es auch in Amerika und Europa der Fall ist. Betrugsstrafen sind ähnlich wie in Singapur sehr hoch.
Zedong von 1949 verbannt wurden. Die „Republik China“ (Republic of China) wurde von der „Volksrepublik China“ (People’s Republic of China) verdrängt und alle Anhänger der alten „Republik China“ wurden nach Taiwan gesendet, bzw. sind geflüchtet. So entstand Taiwan.
Auch Taiwan ist eines der am weitesten entwickelten Länder der Welt und vor allem bekannt durch die Computerindustrie. Hier werden die meisten Handys und Laptops produziert, so auch das iPhone und das Macbook, auf dem ich hier tippe. Unter anderem sind hier ansässig Asus, Acer, Foxconn. Fast die gesamte Hardwarefertigung von Apple, Microsoft und Amazon wird via Foxconn abgewickelt.
Taiwan hat nach der Eliten-Flucht graduell alle Staatsfirmen privatisiert, den Staat minimiert. Das gesamte Bankensystem privatisiert. Ähnlich wie die deutsche Wirtschaft wird die Wirtschaft Taiwans von Klein- und Mittelstand geprägt, was die Wirtschaft besonders solide und unanfällig für Krisen macht. Von der asiatischen Finanzkrise 1997, der Dot-Com-Blase 2001 oder der Immobilienkrise 2008 hat Taiwan wenig zu spüren bekommen.
Foxconn: Der Elektronikhersteller aus Taiwan beliefert Apple, Microsoft, Amazon und viele weitere mit Elektronik-Komponenten und kompletten Produkten, wie es bei iPhone oder dem MacBook der Fall ist.
Taiwan Semiconductor (Kurz: TSMC, Ticker: TSM / 2330) ist der weltweit größte Hersteller von Halbleitern, die für alle CPUs und Chips gebraucht werden. TSMC beliefert unter anderen AMD, Nvidia, Intel, Texas Instruments und Qualcomm.
Südkorea ist mit einer Bevölkerung von ca. 50 Mio. Einwohnern ein hoch entwickeltes Land und führt weltweit in der Elektronik-, Robotik- und Beauty-Industrie. Samsung und LG sind zwei der bekanntesten Elektronik-Firmen weltweit. Hyundai und KIA sind weltweit bekannte Automarken aus Korea. Südkorea ist eines der Länder und einer der Aktienmärkte, mit denen wir uns eigentlich noch viel intensiver beschäftigen sollten.
Mit den Amtssprachen Englisch und Mandarin ist Singapur ein weltweit einzigartiges Finanz- und Handelszentrum geworden. In nur wenigen Jahrzehnten. Gemeinsam mit Hongkong ist Singapur einer der größten Häfen und Warenumschlagplätze für China und Südostasien. Das bedeutet: Hier werden Produkte zur Zwischenlagerung oder Umverpackung aus China hinverschifft, bevor die Ware an das Endziel gelangt.
Auch Singapur hat einen eigenen Aktienmarkt mit vielen spannenden und stark wachsenden Unternehmen. Ein Unternehmen daraus habe ich bereits vor einiger Zeit analysiert: Singtel Telecommunications. Vielleicht der am besten aufgestellte Mobilfunkanbieter: kaum Schulden und Marktführer-Monopole in zahlreichen asiatischen Ländern, nicht nur in Singapur.
Singapur ist aus Investorensicht dafür bekannt, dass Gesetze streng eingehalten werden und die Strafen exorbitant sind. Rauchen im Bus kostet 2.000 USD. Zu schnell gefahren? Ebenfalls mehrere 1.000 USD Strafe oder eine Woche Gefängnis. Genauso streng, aber viel härter wird auch bei Korruption oder Wertpapierbetrug durchgegriffen. Und der entscheidende Unterschied zu China: Die Strafen existieren nicht nur im Gesetz, sondern sie werden auch 1:1 umgesetzt. Nur durch diese strengen Strafen hat es Singapur geschafft, sich von Korruption und Bilanzfälschung komplett trennen zu können. Bei einem Investment in eine Firma aus Singapur sehe ich deshalb das Länder-Risiko als sehr gering.
70 % der Singapurer haben chinesische Vorfahren, das Land ist deshalb mit China eng verbunden. Verbunden, jedoch nicht verwurzelt: Es gab zwischen Singapur und China nie eine politische Verbindung oder Krieg. China behauptet nicht, Singapur würde zu China gehören.
Macro-Konjunkturkorrektheit. Am häufigsten wird sicherlich von generellen China-Kritikern angebracht: „Die Zahlen stimmen doch eh alle nicht“. Das BIP-Wachstum. Die Arbeitslosenzahlen. Die Wachstumszahlen. Bilanzen und Umsätze. Totschlagargument: Alles erfunden. Untermauert wird das sogar durch den Fakt, dass die BIP-Wachstumszahlen einzelner Kantone (vgl. Bundesländer) historisch um 20 – 30 % nachweislich überschätzt wurden. Statt 8 – 10 % BIP-Wachstum pro Jahr waren es eher 6 bis 8 %. Immer noch exorbitant. Zugute muss man halten, dass es auch in Deutschland oder den USA unglaublich schwierig ist, das Gesamtwirtschaftswachstum einer Nation abzuschätzen. Auch in Deutschland sind es nur Schätzungen. Schwarzarbeit und Steueroptimierungen werden oft nicht erfasst. Auch deutsche Zahlen des Bundesamts für Statistik (destatis.de) basieren auf Hochrechnungen — und enthalten hohe Schwankungen.
Micro-Konjunkturkorrektheit. Damit meine ich das Argument, dass Bilanzen und Umsätze gefälscht seien. Das kam immer wieder vor wie zuletzt bei Luckin Coffee, dem „chinesischen Starbucks“. Und auch hier wird die Meinung meist von Medien negativ dominiert. Auch in Deutschland gibt es Bilanzbetrug, wie wir mit Wirecard schmerzhaft wiedererkennen mussten. Nun hat China fast 20-mal so viele Einwohner wie Deutschland und tatsächlich auch 20-mal so viele Firmen. Erfolgsstories wie auch Fail-Stories gibt es in der absoluten Anzahl deutlich mehr. Aber vor allem die negativen Fälle werden in deutschen Medien breitgetreten. Ich kann mich kaum daran erinnern, in deutschen Medien das letzte Mal je etwas wirklich Positives über China gelesen zu haben.
Eines kann man mitnehmen: Wer kein grundsätzliches Vertrauen in die Bilanzen und Zahlen einer Firma hat, der kann auch nichts analysieren. Mit dem Totschlagargument „die Zahlen sind aber alle falsch“ ist jeder rationale Diskurs bereits beendet. Ich setze daher zwei Maßstäbe an:
American Depository Receipts, kurz ADR, sind US-amerikanische Zertifikate, die an einer US-Börse gelistet sind und gehandelt werden. So werden Firmen wie etwa Adidas (Deutschland), Alibaba (China) oder Nestlé (Schweiz) erst überhaupt in den USA handelbar. ADRs sind ein altes und etabliertes Konzept. In der Regel verbrieft 1 ADR gleich 1 Aktie und wird auch zum gleichen Kurs ohne Abschlag gehandelt. In Ausnahmefällen entspricht 1 ADR auch mehreren Aktien.
ADRs und internationale Börsengänge in den USA (wie auch beim deutschen Unternehmen BioNTech, das sich nur in den USA listen hat lassen) sind deshalb so beliebt, weil Amerika international den stärksten, breitesten und tiefsten Kapitalmarkt der Welt hat. Firmen, die in den USA gelistet sind, gelten als besonders sicher. Die meisten Investoren und das große Geld sitzen in den USA. Viele internationale Unternehmer wollen das ausnutzen, um mehr Geld einzusammeln, als sie es im Heimatmarkt könnten.
China-ADRs werden in den USA verboten. Die US-Regierung hat mehrfach damit gedroht, „chinesische Ramschaktien“ nicht weiter an US-Börsen zu lassen. Denn so werden vor allem Privatanleger und US-Investoren über den Tisch gezogen, vor allem wenn Zahlen von Startups wie etwa bei Faraday Future, Nikola oder Luckin „optimiert“ sind. Besonders junge Startups aus China ohne Gewinn und mit kaum Umsatz sind an die US-Börsenplätze geströmt. Muss-Kriterium wird auch sein, dass die Bilanzen von einer der Big Four Wirtschaftsprüfer abgenommen werden.
Für Startups sehe ich die Gefahr sehr groß. Bei Großunternehmen wie Alibaba oder Tencent sehe ich das Risiko als äußerst gering.
Die chinesische Regierung hat seit Ende 2020 beinahe monatlich weitere Gesetze erlassen, um die großen Monopole einzuschränken. Besonders betroffen sind Alibaba, Tencent, JD.com und andere Großfirmen mit Marktmacht. Erstmals in der Volksrepublik kehrt sich das Blatt: Bisher wurden Startups und Tech-Champions von der Regierung subventioniert, mussten kaum Steuern zahlen und wurden von der Regierung geschützt.
China wird immer wohlhabender und die Nation immer mehr zu einem modernen, entwickelten Land mit hohem Lebensstandard. Regulierung im Sinne des Konsumentenschutzes gab es bisher kaum. Ähnlich wie auch in den USA und Europa, wo die meisten Bürger und Unternehmer von „kompletter Überregulierung“ sprechen, wird es auch in China mehr und mehr Regulierung geben.
Anders als einschlägige Medien sehe ich das jedoch als den natürlichen Lauf einer Volkswirtschaft an, die immer wohlhabender wird. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in China nach wie vor kaum Auflagen für Unternehmer — und kaum Verbraucherschutz. Facebook, Google, Apple, Microsoft und Amazon müssen sich auch vor dem US-Kongress jedes Quartal verantworten und in der EU Milliardenstrafen zahlen. Gestoppt hat es sie nie. Regulierung gibt es hier auch ohne Ende.
Tendenziell profitieren Großkonzerne in China meiner Einschätzung nach sogar von steigender Regulierung: Regulierung schützt vor Startups und Disruption. Banken und Gesundheit sind in Deutschland stark regulierte Branchen — kaum ein Unternehmer traut sich, hier etwas zu machen. Die Auflagen und Startkosten gehen in die Millionen Euro, bei Biotech in die Milliarden. Das Perverse an „mehr Regulierung“: Es profitieren vorrangig die sogenannten Incumbents, die Platzhirsche, weil Verbraucherschutz gerne zu kurzfristig gedacht wird.
Lokale Enteignung bedeutet im AlleAktien China Risk Model: Der Staat will eine Ressource unbedingt haben und macht ein zwingendes Kauf-Angebot zu fairen Marktpreisen. Enteignung ohne Gegenleistung gibt es in Schwellen- und Industrienationen kaum. In ersteren führt es zu Bürgerkriegen und in letzteren zu Verfassungsklagen.
Lokale Enteignung gibt es auch bei uns, wenn der Staat etwa eine neue Straße bauen will und beschließt, das Land zu Marktpreisen abzukaufen. In China funktioniert es genau so.
Das Risiko dabei ist sehr überschaubar, da zumeist faire Marktpreise bezahlt werden, die sich an Vergleichsobjekten und Peers orientieren. Es kann natürlich sein, dass man in einem schlechten Jahr zehn bis zwanzig Prozent unter dem eigentlichen Marktpreis verkaufen muss — gesamt wäre das aber kein Totalverlust.
Wirklich ernst wird es aber bei der globalen Enteignung. Hier muss ich mir als Investorin oder Investor die Frage stellen: Wie wahrscheinlich ist es, dass China beschließt, dass internationale Investoren überhaupt nicht mehr in China investieren dürfen, auch nicht über Umwege?
Es ist das einzige Risiko, das im Vergleich mit den anderen Risiken hoch relevant ist. Es würde bedeuten, dass internationale Investoren auf einen Schlag ihr komplettes Geld verlieren, weil die Aktien ihren Wert verlieren würden. Allerdings hätte es auch zur Folge, dass der chinesische Kapitalmarkt über Nacht einfriert. China hätte so gesehen die ganze Welt „veräppelt“. Es sind ja nicht nur Privatanleger in China investiert, sondern auch Pensionsfonds, Versicherungen und Staatsfonds. Niemand würde China in den nächsten zehn Jahren noch Geld leihen. Rein rechtlich gesehen gibt es allerdings keine chinesische Grundlage, die internationalen Investoren ein Eigentumsrecht zusichert. Das ist aus meiner Sicht der fundierteste Einwand gegen ein Investment in China.
Die Auswirkungen der globalen Enteignung wären katastrophal. Im Gegensatz zu den anderen vier genannten Risiken, würden Investoren alles verlieren. Doch die Eintrittswahrscheinlichkeit sehe ich als sehr gering. Ich bin mir sicher, die chinesische Regierung ist intelligent genug, sich nicht ins eigene Knie zu schießen und die eigene Wirtschaft an die Wand zu fahren. Das wäre nämlich eine wahrscheinliche Folge daraus.
Die Road and Belt Initiative, auch die Neue Seidenstraße genannt, ist das größte Infrastrukturvorhaben der Neugeschichte. Es wurde 2013 gegründet und soll bis 2049 gebaut werden. China leiht verzinstes Geld an andere Länder. Mit dem Geld muss Infrastruktur investiert werden, die hauptsächlich von einem chinesischen Unternehmen gebaut wird. Auffällig ist, dass die Kredite an tendenziell illiquide und fragile Entwicklungsländer gegeben werden, die selbst von internationalen und vorrangig wohltätig agierenden Organisationen wie etwa der World Bank keine Kredite erhalten haben.
Wenn das Land den Kredit nicht zurückzahlen kann, dann erhält China komplette Kontrolle über die Infrastruktur und das Land. Das ist bereits mit den Seehäfen in Pakistan und Sri Lanka geschehen, die nun unter chinesischer Flagge geführt werden. Die Details sind natürlich bei jedem Infrastruktur-Projekt leicht anders.
Die ROB ist insgesamt relativ „geheim“. Es gibt kaum offizielle Informationen zu den Zielen und Zahlen der Initiative, lediglich Experten- und Insiderschätzungen. Es sollen ca 80 Länder Teil der Initiative sein, die 65 % der Weltbevölkerung und 35 % der Weltwirtschaft ausmachen. China will zwischen 1 und 8 Billionen investieren.
Das Netzwerk spannt sich hauptsächlich über Südostasien, Afrika und Osteuropa. Also tendenziell eher Entwicklungs- und Schwellenländer. Von den wichtigen Konsummärkten Deutschland, England, Frankreich, Australien, Kanada und USA ist kein einziges angeschlossen. China rechnet damit, ein Netto-Importeur aus den Entwicklungsländern zu sein, vermutlich geht es dabei um Energie. Denn die 80 Länder decken auch 75 % der weltweiten Energiequellen ab, insbesondere Öl, Gas und Seltene Erden.
China öffnet sich immer mehr dem weltoffenen Handel. Kürzlich, im November 2020, wurde auch die RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) Freihandelszone geschaffen. China ist damit Teilnehmer der größten Freihandelszone der Welt, die sich über ganz Asien erstreckt. Zoll- und steuerfreier Handel innerhalb der Zone unter den Ländern.
Gebaut werden Autobahnen, Eisenbahnen, Seehäfen, aber auch Öl- und Gaspipelines. Meine These ist weiterhin, dass es in erster Linie um den Import von Energie geht. Chinas nationales Ziel ist es, bis 2049 ein vollwertig entwickeltes Land zu werden. Der Energiebedarf der Bevölkerung wird sich etwa verdreifachen (verglichen mit Energie pro Kopf in den USA), welchen das Land nicht alleine stemmen kann.
Das wirtschaftliche Zentrum der Erde wird in den nächsten 30 Jahren von den USA nach China schwanken, so wie es im vorigen Jahrhundert von England nach USA geschwankt ist. England ist immer noch relevant, aber hat international eine deutlich geringere Bedeutung.
China investiert (nicht: schenkt) in die Infrastruktur anderer Länder, um den Handel mit China zu vereinfachen. China finanziert oder baut anderen Ländern unter anderem Flughäfen, Seehäfen, Autobahnen, Staudämme, Kernkraftwerke, Eisenbahnnetzwerke und Solarkraftwerke. Aktuell ist Infrastruktur für 160 Mrd. USD im Bau oder geplant. Damit ist China wohl der mit Abstand größte Investor in die Zukunft.
Viele Länder sind China für die Investments sehr dankbar, auch wenn diese oft nicht „günstig“ sind. China will dafür volle Kontrolle und Besitz der Liegenschaften (z.B. Öl, Baumwolle, Stahl). Das Darlehen ist entweder hoch verzinst oder es ist mit hohen Rohstoff-Liefergarantien an China versehen, die sich über Jahrzehnte strecken. Die Infrastruktur istop 5t so gelegt, dass China im Zentrum liegt. Also alle „Wege“ zu China als Knotenpunkt führen. Eine sehr intelligente Strategie, meiner Meinung nach.
Zum einen werden so viele, viele andere Länder wirtschaftlich von China abhängig. Zum anderen soll es die chinesische Wirtschaft befeuern. Chinesische Unternehmer können dank dieser Infrastruktur besonders einfach und günstig in andere Länder expandieren und transportieren. Einfacher als jedes andere Land. Denn China besitzt ja die Wege und die Infrastruktur. China hilft damit enorm vielen Ländern, endlich Wohlstand aufzubauen. Ich bin daher überzeugt, dass China die #1 Weltwirtschaft in den kommenden Jahren wird und es auch einige Jahre bleibt :). Ein Risiko für China bei dieser Strategie: China baut und bekommt nichts zurück. Sie werden im Zielland enteignet. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich, da China zumindest von allen direkt angrenzenden Nationen bereits der größte Handelspartner ist und deshalb eine gewisse Macht hat.
Finanziert werden die Bauvorhaben hauptsächlich von der AIIB und ADB, die beide der World Bank und dem Internationalen Währungsfonds (IMF) nachmodelliert wurden. Das Ziel: große gemeinsame, asiatische Infrastrukturprojekte ohne Gewinnabsicht finanzieren.
Die AIIB wurde speziell zur Finanzierung der RBI gegründet und wird von China finanziert sowie kontrolliert. Die ADB ist eher als echte unabhängige asiatische Bank zur World Bank zu sehen. Mitgliedsländer zahlen in der Regel abhängig von ihrer Wirtschaftsstärke Kapital in den Fonds ein.
Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB)
China wurde in den letzten 50 Jahren so erfolgreich, weil sie viele verschiedene Produkte für Amerika und Europa preiswert und verlässlich hergestellt haben. Erst Metalle und Erze, dann Kleidung, dann Elektronik. In den letzten 15 Jahren hat China versucht, die nationale Wirtschaft zu befeuern. Ein eigenes Google, Facebook, Amazon, Netflix, Nike, Adidas, KraftHeinz, GoldmanSachs, … aufgebaut. Mittlerweile gibt es etliche chinesische Premium-Hersteller mit starken Marken in allen Industrien: Software, Elektronik, Kleidung, Haushaltswaren, Gebrauchsartikel.
Alibaba verkauft jetzt weniger als 10 % des Umsatzes im Ausland, 90 % im Inland. Ich glaube, dass sich dieser Trend noch weiter verstärkt: Erstens ist es mittlerweile ziemlich teuer, in China zu produzieren (Indien, Thailand, Vietnam sind bis zum Faktor 10 günstiger). Zweitens will sich China unabhängig vom Westen machen. Der Grund, warum trotzdem noch so vieles in China für ausländische Konzerne produziert wird, ist ganz klar, aber nicht offensichtlich: die hohe Produktqualität und Verlässlichkeit der Leute. In Indien, Thailand und Vietnam gibt es immer noch gewaltige Probleme, was die Qualitätssicherung und Verlässlichkeit der Produktion angeht. Die Arbeitsmoral ist in diesen Ländern viel schwächer.
China wird sich anderen Ländern gegenüber weiter öffnen und versuchen, die eigenen Produkte (Tencents WeChat, Alibaba, Eigenmarken der Konsumartikel, …) in andere Länder zu bringen. Dies gelingt am einfachsten bei anderen Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Südamerika. Dort haben sich noch wenige solcher Marken etabliert, der Markt ist noch nicht gesättigt. Auch herrscht dort kein so negatives Bild von China vor, dass es dort nur „Billigware“ gäbe.
Geschichte. China ist ein Land mit stolzer Geschichte. Vielmals in den letzten 2000 Jahren war China weltweit führend: technologisch und militärisch. In China herrscht seit vielen Jahrzehnten ein neuer Aufschwungsgeist, ein Wirtschaftswunder, wieder die führende Wirtschaftsnation der Welt zu werden.
Makroökonomie. Chinas Bevölkerung stagniert bei 1,4 Mrd. — aber das Einkommen pro Person steigt massiv. Aktuell liegt es bei 12.000 USD pro Jahr. Es wird erwartet, dass dieses sich in den kommenden 40 Jahren nochmal verdrei- oder vervierfachen wird. Und China ab 2050 damit zu einem entwickelten Land zählt. Für uns Investoren ist das die Chance, vom Aufstieg Chinas zu profitieren. Das BIP-Wachstum liegt konstant bei 6 % und mehr. Chinesen lieben es, in Immobilien zu investieren. Aktien gelten als Spekulation, auch wenn Warren Buffett zunehmend bekannter wird. Innerhalb Chinas herrscht eine kapitalistische Marktwirtschaft: privater Besitz, der garantiert wird.
Politik. Es regiert das Einparteiensystem unter Xi Jinping. Die Regierung denkt und handelt langfristig. Ein 50-Jahresplan wurde vorgelegt, um China zur #1 Wirtschaftsmacht (auch vor den USA) zu gestalten. Innerhalb der Partei gibt es eine strikte, rationale Demokratie: Die besten Ideen gewinnen. Streitigkeiten und Populismus innerhalb verschiedener Parteien gibt es nicht. Man löst die Konflikte rational und versucht, die besten Lösungen für das eigene Land zu finden. China sieht in der eigenen Regierungsform eine extreme Stärke: langfristiges, ganzheitliches, rationales Denken. Nicht in 4-Jahres-Zyklen. Unternehmen in Zukunftsbranchen wie Software, AI und Cloud werden gefördert und müssen in den ersten Jahren keine Steuern bezahlen.
Kern-Industrien. Die wichtigsten Branchen in China sind aktuell Technologie (Alibaba, Tencent, JD, Baidu, …), Immobilien (Evergrande, Country Garden, …), Banken (ICBC, Bank of China, China Construction Bank) und Mobilität (BYD, NIO, Geely, …).
Privatanleger in China. Um Bilanzfälschungsrisiken zu vermeiden, halte ich mich nur an die wertvollsten Firmen Chinas (Marktkapitalisierung) und stelle sicher, dass das Unternehmen von einem westlichen Wirtschaftsprüfer unabhängig geprüft wurde. ADRs sind den Aktien in Hongkong vorzuziehen, weil diese i.d.R. liquider handelbar und dadurch günstiger sowie schneller kauf- und verkaufbar sind. Ein „ADR Risiko“ gibt es eher in den USA als in China: ADRs werden nur von der New Yorker Börse genommen, nur wenn die US-Regierung dies verbietet.
Vier asiatische Tiger. Hongkong, Taiwan, Südkorea, Singapur gelten als die „vier Tigerstaaten“ Asiens, die in den letzten 50 Jahren besonders schnell gewachsen sind. Alle vier gelten als entwickelte Länder und haben durchschnittliche Jahreseinkommen über 50.000 USD. Alle vier haben eigene Börsenplätze. Singapur habe ich sogar einer eigenen Marktstudie gewidmet.
Perspektive. Für mich bleibt China einer der spannendsten Börsenplätze der Welt. Ich werde auch in den kommenden Jahren wieder regelmäßig nach China reisen, sobald dies möglich ist. Die langfristige Perspektive der Regierung, die kapitalistische Marktwirtschaft und das kontinuierliche Wachstum beeindrucken mich hier.
Liebe Grüße, Michael C. Jakob AlleAktien Geschäftsführer und Partner
AlleAktien Gründer und Partner. Michael C. Jakobs Fokus liegt auf den Branchen Software, Banken und Luxusgüter. Durch sein Studium und zahlreiche Visiten in China, Hong Kong und Singapur ist er gerne gesehener Experte für Aktien in Asien. Als professioneller Investor teilt er seine Perspektiven regelmäßig in Handelsblatt und Wirtschaftswoche. Michael C. Jakob war zuvor bei McKinsey&Company und UBS. Sein Informatik- und Management-Studium absolvierte er am KIT, der ETH Zurich und am Massachusetts Institute of Technology. Seine Strategie ist es, in die jeweils besten Unternehmen jeder Branche zu investieren und zukünftige Marktführer frühzeitig zu erkennen.
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